In einer Viertelstunde den Strommarkt revolutionieren
Wie man als Leser dieser Seiten unschwer feststellen kann, sind wir mit aWATTar der erste Stromanbieter, der einen stündlich dynamischen Tarif anbietet. Unter Experten ist es längst Konsens, dass derartige Tarife sowohl für Kunden als auch die Integration von erneuerbarer Energie enorm viel Sinn machen (siehe z.B. unsere Auszeichnung bei Greenstart oder der Smart Grids Week 2016). Es gibt aber eine gesetzliche Regelung, die es für Stromlieferanten durchaus erschwert, ein solches Angebot an ihre Kunden zu stellen. Und bisher schien die Energiebranche nicht interessiert, daran etwas zu ändern.
„Ich muss nur noch schnell die Marktregeln ändern“
Wir weisen seit Langem in öffentlichen Foren auf diese Hürde hin, und siehe da, jetzt gibt es endlich eine Konsultation der österreichischen Regulierungsbehörde für Energie, E-Control Austria, die vorschlägt, die Marktregeln entsprechend zu ändern. In unserer Stellungnahme unterstützen wir natürlich die vorgeschlagene Anpassung, die dem Strommarkt ganz ordentlich beim Aufholen mit dem digitalen Zeitalter weiterhelfen würde. Wenn Sie das als unsere Partner, Kunden, als Experten, oder einfach als Befürworter von Dynamik im Strommarkt auch tun wollen, haben Sie die Gelegenheit dazu noch bis zum 17.07.2016 unter folgender öffentlicher Email-Adresse: marktregeln-strom@e-control.at.
Das:
- dauert sicher weniger als eine Viertelstunde
- hilft der Integration von Solar- und Windstrom ins Netz und
- kommt womöglich Ihrer zukünftigen Stromrechnung zugute.
Zum Inhalt der Konsultation sei an dieser Stelle nur gesagt, dass es um Viertelstunden geht. Wer genauere Erklärungen und Hintergründe benötigt, darf gerne weiterlesen!
Wie der Strommarkt doch noch ins digitale Zeitalter kommen könnte
Man stelle sich vor es wird ein riesiger Aufwand betrieben irgendetwas Kleinteiliges zu messen, und dann werden diese Daten einfach weggeschmissen. Genau das passiert derzeit im Strommarkt!
Die viertelstündlichen Daten, die von unseren Kunden mit intelligentem Messgerät (“Smart Meter”) ausgelesen werden, werden an uns übermittelt, und wir verwenden sie für die Stromabrechnung mit den Kunden. Hier ist z.B. ein Auszug aus der Stromrechnung eines Kunden mit dem HOURLY Tarif und einer Wärmepumpe, die über unsere API optimiert gesteuert wird.
Man sieht hier, wie die Verbräuche (grüne Flächen) in genau die Zeiten mit niedrigen Preisen (blaue Linie) verlagert werden. Der Kunde bekommt dadurch einen sensationell günstigen durchschnittlichen Energiepreis verrechnet.
Soweit so gut. Der entscheidende Punkt ist jetzt aber der, dass wir auch entsprechend den Strom einkaufen müssen, und das heißt möglichst genau pro Viertelstunde für die in grün angegebenen Verbräuche. Warum? Damit wir keine Verluste haben, wenn wir die Energie auch so verrechnen. Das ist alles andere als einfach, zumal der Einkauf schon am Tag vor der Lieferung stattfinden muss. Aber mit ein wenig cleverer Statistik (und entsprechender Streuung bei einem immer größeren Portfolio an Kunden) geht das erstaunlich gut.
Die komplexe Verrechnungsmaschinerie, die den Strommarkt zusammenhält, kontrolliert dann genau, wieviel Strom wir pro Kunde pro Viertelstunde einkaufen, und wenn wir mal daneben liegen sollten, gibt es eine Art Strafzahlung (die sich i.W. Ausgleichsenerige nennt). Und das ist auch gut so, denn jede Abweichung vom Plan verursacht beim Strom Kosten, weil der Netzbetreiber das wieder ausbügeln muss.
Das eigentliche Problem bei der derzeitigen Verrechnung ist, dass bei der oben beschriebenen Kontrolle (kaufen wir in den richtigen Viertelstunden ein?) nicht die Echtdaten vom intelligenten Zähler der Kunden als Referenz herangezogen werden, sondern Erwartungswerte, die sich “synthetisches Lastprofil” nennen. Das ist i.W. eine Kurve, die das Ganze vereinfacht und besagt “nachts wenig, morgens und abends viel Verbrauch”. Das wurde bisher immer so gemacht, weil ja bis heute der Verbrauch bei kleineren Kunden nicht entsprechend genau gemessen wurde, sondern nur einmal im Jahr. Bei besagtem Kunden wird uns dann also (siehe Grafik unten) das „synthetische“ dunkelgrüne Verbrauchsmuster verrechnet, und nicht das echte hellgrüne.
Jetzt wird zwar per Smart Meter viertelstündlich genau gemessen, aber die Marktregeln wurden noch nicht entsprechend umgestellt. Das führt leider dazu, dass wir bei obigem Kunden, der seinen Verbrauch sehr deutlich vom Standardprofil weg verlagert, eine Strafzahlung leisten müssen, wenn wir unseren Einkauf nach dessen Verbrauch ausrichten. Und das wäre langfristig schlicht nicht wirtschaftlich! Das hat die Regulierungsbehörde anscheinend vor einiger Zeit verstanden, wie folgender Austausch auf Twitter belegt:
Wir begrüßen also sehr, dass die E-Control jetzt eine entsprechende Änderung der Marktregeln vorschlägt.
Leider ist es nicht selbstverständlich, dass diese Änderung so ohne weiteres durchkommt, weil sie nicht unbedingt die Interessen der etablierten Player in der Energiebranche bedient. Außerdem gibt es immer noch in zu vielen Chefetagen eine Grundstimmung gegen jedwede Änderung an sich. Aber wir sind zuversichtlich, dass es am Ende auf einen Sieg für die Digitalisierung und damit auch für die Energiewende hinauslaufen wird. Wenn Sie einen kleinen Beitrag dazu leisten möchten, unterstützen Sie einfach bis 17.07.2016 unsere Stellungnahme mit einem kurzen email an marktregeln-strom@e-control.at.