Lohnt sich dieser zweite Stromzähler?
Trennung oder Liebe auf ewig?
Viele Wärmepumpen und wahrscheinlich noch mehr Warmwasser-Elektroboiler oder Nachtspeicherheizungen haben einen eigenen Stromzähler, für den man über die Netzentgelte und Abgaben eine jährliche Miete zahlt und der noch dazu vom Netzbetreiber abgeschaltet werden kann.
Warum gibt es diese "unterbrechbaren" Zähler überhaupt, und ist es nicht günstiger, den Zähler abzumontieren? Oder bei einem Neubau, lohnt sich der Einbau?
Welche Arten von unterbrechbaren Zählern gibt es?
Besonders bei Boilern und Speicherheizungen lässt der Zähler überhaupt nur nachts Stromverbrauch zu, weswegen hier auch oft von "Nachtstrom" gesprochen wird. Bei dieser Art der Installation wird über eine "Tarifschaltuhr" die Stromzufuhr tagsüber (meist von 6-22 Uhr) komplett ausgeschaltet.
Bei Wärmepumpen ist diese Unterbrechung eher als "EVU-Sperre" bekannt und dauert zumeist nur 1-2 Stunden pro Tag, aber Brauchwasserwärmepumpen sind jetzt z.B. in Wien auch für Nachtstromzähler zugelassen.
Der Verbrauch als erste Entscheidungsgrundlage
Gemeinsam haben alle diese Geräte an einem eigenen Zähler, dass sie sich als Gegenleistung für die Unterbrechbarkeit über einen besonders günstigen Netz- und Abgabentarif für ihren Stromverbrauch freuen dürfen. Hierbei geht es wohlgemerkt um die Kosten, die verbrauchsabhängig (also in ct/kWh) abgerechnet werden. Das bekommt man gar nicht bei jedem Stromanbieter so leicht mit, weil die Netzentgelte und Abgaben ja oft gar nicht auf der Stromrechnung aufscheinen. Bei aWATTar allerdings schon! Der günstige Tarif macht je nach Bundesland unterschiedlich viel aus. Wir haben das in folgender Tabelle zusammengefasst:
Diese Preisunterschiede sind nicht zu verachten, denn Sie liegen an sich teils schon im Bereich unserer Energietarife! Aber die Sparfreude hat die schon angedeutete Schattenseite der Fixkosten pro Zählpunkt. Diese kann man sich sparen, wenn man den unterbrechbaren Zähler los wird. Das ist bundesweit folgendermaßen geregelt (es gibt zwar kleinere Unterschiede beim Messentgelt, in Wien gibt es z.B. eine Gebühr für die "Tarifschaltuhr", aber wir rechnen hier der Einfachheit halber mit einem repräsentativen Wert):
Aus diesen Zahlen lässt sich dann ableiten, bei wie viel Verbrauch die eingesparten Verbrauchskosten genau die Fixkosten für den Zähler aufwiegen.
Wenn man zusätzlich noch berücksichtigt, dass der Ausbau des Zählers meistens auch einen Elektriker braucht, der an die 100€ kosten kann, reduziert das die obige Schwelle. Allerdings sind diese Kosten einmalig und fallen nicht wie die Zählerfixkosten jedes Jahr an.
Und was natürlich ein entscheidender Faktor sein kann, gerade wenn man nah an der Schwelle ist, ist der Komfort: z.B. bei Familien, die mit der des nachts im Boiler eingespeicherten Warmwassermenge nicht auskommen, kann es einen entscheidenden Komfortgewinn bedeuten, wenn der unterbrechbare Zähler entfernt wird.
Was ist denn mit dem Energietarif?
Kurz vor dem Abbau des Zählers mag jetzt noch folgender Einwand kommen: Netzentgelte und Abgaben hin oder her, aber was ist denn mit meinem extragünstigen Energietarif für die Wärmepumpe oder für den Nachtstrom? Verliere ich den denn nicht auch, wenn ich den Zähler aufgebe?
Die Antwort: wahrscheinlich ja! Aber gleich die nächste Frage lautet: wie günstig ist Ihr Energietarif wirklich? Die Nachttarife oder Wärmepumpentarife vieler Landesversorger sind noch sehr teuer. Egal ob zweiter Zähler oder nicht, man sollte einfach den eigenen Tarif mit denen anderer Anbieter vergleichen. Wenn der neue Energietarif, der in den meisten Fällen kein spezieller Nacht- oder Wärmepumpentarif sein wird (wie bei unseren MONTHLY oder YEARLY), günstiger ist als der jetzige, warum dann nicht wechseln? Einen Unterschied für die Zählerfrage macht das allerdings nicht mehr, denn ein Wechsel lohnt sich dann sowohl mit einem als auch mit zwei Zählern (weil die Netzentgelte, die von Ihrem Netzbetreiber abhängen, und die Abgaben, die durch Bundesgesetze einheitlich geregelt sind, unabhängig sind von der Wahl des Energie/Stromanbieters).
HOURLY als Nachtstromtarif und der unterbrechbare Zähler als automatische Steuerung
Es gibt noch einen weiteren Punkt für alle mit Smart Meter, dem intelligenten Stromzähler: dies betrifft nur echte Nachtstromzähler, also Warmwasserboiler oder Speicherheizungen, die tagsüber abgeschaltet werden (Wärmepumpen also weniger). Wie sich in diesem verwandten Blogartikel unschwer nachlesen lässt, ist ein Nachtprofil weiterhin energietariflich günstiger als ein normales Haushaltsprofil, und dieser Effekt wird bei der (vorwiegend nächtlichen) Nutzung unseres stündlich dynamischen Tarifs HOURLY automatisch weitergegeben.
Wie wir mittlerweile von einigen unserer Kunden wissen, kann auch ein intelligenter Stromzähler weiterhin abschaltbar, also unterbrechbar, sein. D.h. man kann HOURLY auch mit einem unterbrechbaren Zähler nutzen und sowohl einen günstigeren Energietarif als auch Netztarif realisieren. Das Günstige an dieser Kombination ist, dass man mit dem unterbrechbaren Zähler direkt eine automatische Abschaltung in den tendenziell teuersten Stunden bekommt. Diese müsste man sich sonst erst irgendwie anders organisieren, und das ist ohne Elektriker nicht so einfach. Wenn man HOURLY nutzen kann ist dies also ein weiterer Grund einen unterbrechbaren Nachtstromzähler zu behalten.
PV-Anlage: Zähler weg für höheren Eigenverbrauch
Der rege Austausch mit unseren Kunden zeigt außerdem, dass PV-Anlagenbetreiber bei der Stromzählerfrage eine besondere Perspektive einnehmen. Hier stellt sich nämlich die Frage, wie sich möglichst viel Solarstrom selbst verbrauchen lässt. Wenn z.B. die Wärmepumpe an einem separaten Stromzähler hängt, heißt das meistens auch, dass dies ein separater Stromkreis ist, in den die PV-Anlage nicht einspeisen kann. Also speist sie sofort ins Netz, wenn der Strom nicht im restlichen Haushalt verbraucht werden kann. Wenn alles auf einem Zähler wäre, würde das nicht passieren. Hier muss man also ein wenig genauer nachrechnen, da der Zählerabbau zwei Vorteile hat: einmal die Fixkosteneinsparung (s.o.) und zusätzlich den erhöhten Eigenverbrauch.
D.h. es gilt folgendes zu vergleichen:
Kosten-Szenario mit 2 Zählern: Fixkostenpauschale für 2. Zähler + Jahresverbrauch des 2. Verbrauchers (z.B. Wärmepumpe) zu 100% aus dem Netz, zu unterbrechbarem Tarif, minus Einspeisung zu Einspeisetarif (nur Energiepreis)
Kosten-Szenario mit 1 Zähler: 0€ Fixkostenpauschale für 2. Zähler + Jahresverbrauch des 2. Verbrauchers (z.B. Wärmepumpe) zu (100-X)% aus dem Netz zu nicht-unterbrechbarem Tarif, minus verbleibende Einspeisung zu Einspeisetarif (nur Energiepreis)
Diese Rechnung ist nicht ganz trivial, und wir beraten Sie gerne auch individuell (einfach melden!). Bei hohen Verbräuchen und vor allem wenn diese vermehrt im Winter bei niedrigen Solarerträgen auftreten kann es sich trotz allem lohnen, den 2. Zähler zu behalten. Das ist dann tendenziell eher bei einer Wärmepumpe oder einer Speicherheizung der Fall als bei einem Elektroboiler für Warmwasser, der ja auch im Sommer läuft, wenn er sich gut mit dem Solarertrag synchronisieren lässt.